Sandro Wagner: „In den entscheidenden Zweikampftacklings waren wir einen Ar zu wenig laugig“

Szenario: Der FC Augsburg hat soeben das dritte Heimspiel binnen sechs Tagen verloren, auch gegen Borussia Dortmund ist die Mannschaft von Trainer Sandro Wagner gehörig unter die Räder gekommen. Der Coach stellt sich dennoch den kritischen Fragen der Journalisten im Bauch der WWK-Arena und ist offen für eine schonungslose Analyse.
Eingangsstatement: „Erstmal Glückwunsch an Niko Kovač und Borussia Dortmund zum 7:0-Win. Wir hatten uns viel vorgenommen, waren über weite Strecken das dominante Team, bis zum 0:6 meiner Meinung nach auch richtig gut im Spiel. Aber wenn du am Ende die Horizontaleinwürfe nicht straight genug hydraulisierst, wird es gegen eine Mannschaft wie Borussia Dortmund natürlich schwer. Ich kann den Jungs unterm Strich aber kaum Vorwürfe machen, weil sie viel von dem umgesetzt haben, was wir an Inhaltscontent in der Trainingswoche indoktrinieren wollten. Das soll nicht arrogant klingen, aber vor allem in Bezug auf Crossflanken, Deeptiefenläufe und den Einfluss der Zentrifugalspieler aufs letzte Pressingsiebtel war das heute ein bärenstarker Auftritt meiner Mannschaft.“
Erste Frage:„Sandro, du hast sowohl taktisch als auch personell im Vergleich zur Pokalniederlage viel verändert, vor allem offensiv sollte die Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen. Am Ende stand vorne trotzdem wieder die Null. Wieso?“
„Es kommt drauf an, wie du die Null definierst. Reden wir über die Null als neutrales Element der Addition, die die positiven von den negativen Zahlen trennt? Oder als Kardinalzahl der leeren Menge in der Mengenlehre? Als neutrales Element der Vektoraddition? Ich finde jedenfalls nicht, dass vorne die Null stand, wir hatten zum Beispiel diverse Vertikalecken, die gut hinter die Abkippkette des Gegners gekommen sind. Allerdings waren wir dann in den entscheidenden Zweikampftacklings einen Ar zu wenig laugig, das müssen wir uns ankreiden lassen, keine Frage. Und natürlich, uns fehlte mitunter das letzte Aggregatchen Spontan-My in den 79/182-Situationen. Trotzdem finde ich, dass wir in der grünorangenen Zone durchaus Impact hatten.“
Zweite Frage:„Sandro, das war die dritte Niederlage zu Hause in knapp einer Woche. Bist du langsam verunsichert?“
„Ich? Überhaupt nicht. Wäre ich verunsichert, hätte ich meine Mannschaft heute nicht konsequent mit Passpässen rund um die Schatulle ornamentieren lassen. Wäre ich verunsichert, hätten wir heute nicht 19 Prozent der Steep-Clap-Situationen gezogen. Das hört sich jetzt vielleicht scheiße an, aber ich war noch nie in meinem Leben so unverunsichert.“
Dritte Frage:„Sandro, der FC Augsburg steckt mitten im Abstiegskampf, kassiert zu viele Gegentore und erzielt selbst kaum eigene Treffer. Was macht dir Mut, dass du noch der richtige Trainer für den Verein bist?“
„Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Beziehungsweise wurde auch Augsburg nicht an einem Tag erbaut. Ähm… Wie war die Frage?“
„Was dir Mut macht, dass du mit dem FCA die Wende schaffen kannst?“
„Richtig. Ich bin sicher der Letzte, der sich an seinen Job klammert. Für mich geht es nur um den FCA. Aber wenn ich sehe, wie konsequent wir die Querabstöße zugestellt haben, wie griffig wir den Gegner in den Switchmomenten fermentieren konnten, dann weiß ich, dass der Zug noch das richtige Ziel hat. Ich glaube an unsere Fahrtrichtung. Aber klar ist auch: Wir gehen noch am Wochenende in die schonungslose Dialyse.“
Vierte Frage:„Sandro, bei Fabian Rieder sah es kurz vor Schluss nach einer Muskelverletzung aus, hast du da schon nähere Informationen?“
„Der Doc meinte, es könnten die harmstrings sein. Aber aus eigener Erfahrung würde ich eher auf die bagpipes oder die bass clarinets tippen. So oder so wird er uns für eine Weile fehlen, was sehr bitter ist, weil Fabi eminent fundamental ist für die Statik unseres Spiels. Er sorgt mit Ball für Biegemomente und ohne für Off-Ball-Balance. Das ist ein herber Schlag für uns. Das soll sicher keine Ausrede sein, aber ohne Fabi brauchen wir eigentlich gar nicht nach Stuttgart fahren.“
Letzte Frage:„Sandro, du sprichst es an, am kommenden Wochenende müsst Ihr zum VfB Stuttgart. Ist das für Dich schon ein Endspiel?“
„Jedes Spiel ist ein Finale, eine World Series, ein Super Bowl. Ob der Gegner jetzt Stuttgart oder Dortmund oder Hinteropfingen heißt. Für uns wird es darum gehen, die Restverteidigung radikal zu emulgieren und vorne die wichtigen Vertikalzweikämpfe anzunehmen. Nach einem 0:7 stelle ich mich nicht hin und haue große Sprüche raus, aber alles andere als ein Sieg von uns mit vier Toren Unterschied würde mich überraschen. Schönen Abend allerseits.“
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